Zollernalb Klinikum

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26. April 2023

Das Zollernalb Klinikum steht an einem Punkt, an dem Anpassungen notwendig sind, um weiterhin die medizinische Versorgung im Kreis sicherstellen zu können. Die Geschäftsführung des Zollernalb Klinikums wurde im Dezember 2022 vom Aufsichtsrat beauftragt, ein Konzept zur Verbesserung der wirtschaftlichen Situation und einer zukunftssicheren Struktur des Klinikums auszuarbeiten.

„Wir sind nun an einer Weggabelung angelangt, die über die Zukunft der Medizin im Zollernalbkreis entscheidet und somit über die regionale Versorgung der Bürgerrinnen und Bürger“, so Prof. Dr. Michael Bitzer, Ärztlicher Direktor des Zollernalb Klinikums.

Im Wesentlichen sind es zwei Anlässe, die strukturelle Anpassungen im Zollernalb Klinikum zum jetzigen Zeitpunkt erforderlich machen:

1. Wirtschaftliche Situation des Klinikums

Wie in ca. 80 Prozent aller Krankenhäuser in Deutschland haben sich die wirtschaftliche Situation und die zu erwartenden finanziellen Ergebnisse für 2022 und 2023 erheblich verschlechtert. Die Belastungen der Corona-Pandemie mit unzureichendem finanziellem Ausgleich sowie die wirtschaftlichen Auswirkungen der Inflation und insbesondere der Energiepreisentwicklung im vergangenen Jahr führten zu außergewöhnlichen finanziellen Belastungen. Während in anderen Lebensbereichen die Preise erheblich angestiegen sind, fehlt den Krankenhäusern die Möglichkeit, Mehrkosten in Rechnung zu stellen. Dies führt zu einem nicht mehr zu bewältigenden Missverhältnis zwischen finanzieller Belastung und unzureichenden Erlösen. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Budgetverhandlungen mit den Kostenträgern äußerst schwierig gestalten und erst mit erheblicher zeitlicher Verzögerung stattfinden. Im Zollernalb Klinikum etwa finden aktuell Budgetverhandlungen für das Jahr 2021 statt. Die Positionen liegen jedoch so weit auseinander, dass ein Abschluss nicht absehbar ist. Es ist damit zu rechnen, dass erneut die Schiedsstelle angerufen werden muss, um eine Klärung herbei zu führen.

Im Zollernalb Klinikum kam es 2022 neben den genannten Faktoren zu einer hohen finanziellen Belastung durch den Einsatz von Leiharbeitskräften, die zur Kompensation von Ausfällen in der eigenen Mitarbeiterschaft eingesetzt werden mussten.

2. Die geplante Krankenhausstrukturreform in Deutschland

Die Bundesregierung plant, das Gesetz zur Krankenhausstrukturreform bis Ende 2023 zu verabschieden. Der bisher veröffentlichte Entwurf zeigt die wesentlichen Eckpunkte der Reform. Dabei wirkt sich insbesondere die Zuordnung der Krankenhäuser in Versorgungslevel erheblich auf die bestehenden Kliniken und die Zukunft der Kliniklandschaft insgesamt aus. Um auch weiterhin eine hochwertige Versorgung für die Region Zollernalb sicherstellen zu können, müssen diese Strukturreformpläne jetzt schon in die Planungen einbezogen werden.

Die aktuelle Planung der Bundesregierung sieht eine Anpassung in drei Bereichen vor:

  • Vorhaltebudget für Leistungsgruppen
  • System von Leistungsgruppen
  • Leveleingruppierung in drei Kategorien (I: Grundversorgung; II: Regel- & Schwerpunktversorgung; III: Maximalversorgung)

Das Zollernalb Klinikum strebt Level II an

Um den Fortbestand der bisherigen stationären medizinischen Versorgung in der Region Zollernalb sicherzustellen, strebt das Zollernalb Klinikum an, in Level II eingruppiert zu werden. Hintergrund sind die damit verbundenen medizinischen Leistungen, die erbracht werden dürfen. Ausschlaggebend hierbei ist, dass die Einstufung in einen bestimmten Level gleichzeitig festlegt, welche Leistungen erbracht werden dürfen.

Eine Eingruppierung in Level I beispielsweise würde nach jetzigem Stand bedeuten, dass das Zollernalb Klinikum die Klinik für Geburtshilfe verlieren würde.  Die Entbindung eines Kindes ist lediglich Kliniken mit Level II oder höher vorbehalten. Nach jetzigem Stand des Gesetzesentwurfs ist es zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr möglich, die Level-Zuordnung nach oben anzuheben und damit die Berechtigung zu erlangen, höherwertige Leistungen zu erbringen.

Strukturanpassung als Übergang

Die Reformpläne der Bundesregierung (Stand April 2023) sehen vor, dass bei Krankenhäusern mit mehreren Standorten wie dem Zollernalb Klinikum die Leistungsbereiche für die Einstufung nach Level II nur dann als Einheit berücksichtigt werden können, wenn diese nicht weiter als 5 Kilometer auseinanderliegen. Dies bedeutet für das Zollernalb Klinikum, dass die Leistungsbereiche von Albstadt und Balingen getrennt bewertet werden. Es muss für jeden Standort eine eigene Einstufung erfolgen. Damit ist unsicher, ob es in der heutigen Konstellation gelingen wird, Level II zu erreichen. Außerdem ist unklar, ob nach Fertigstellung des geplanten Zentralklinikums eine Level-II-Einstufung garantiert sein wird. Aus diesem Grund will das Zollernalb Klinikum schon heute alles daransetzen, die für die Level-II-Zuordnung erforderlichen Voraussetzung zu schaffen.

Schwerpunkt- und Zentrenbildung

Um die bisherigen Leistungsbereiche zu stärken, wird den beiden Standorten des Klinikums jeweils ein Schwerpunkt zugeordnet. Die aktuelle Planung sieht vor, dass der Standort Albstadt zukünftig das „Zentrum für Innere Medizin“ sein wird. Am Standort Balingen werden die operativen Fächer zusammengeführt. Die Detailplanung wird aktuell ausgearbeitet. Nach Zustimmung des Aufsichtsrats und des Kreisrats Mitte des Jahres wird die Umsetzung in der zweiten Jahreshälfte erfolgen.

Der Kreis steht hinter dem Klinikum

Beim Blick über die Kreisgrenzen ist erkennbar, dass es vermehrt zur Privatisierung von einst kommunal geführten Kliniken kommt. Landrat Günther-Martin Pauli, zugleich Vorsitzender des Aufsichtsrats des Zollernalb Klinikums, hebt hervor: „Der Zollernalbkreis hält an den Plänen eines kommunal geführten Zollernalb Klinikums zur Sicherung der stationären medizinischen Krankenhausversorgung im Zollernalbkreis fest. Wir setzen uns dafür ein, das Klinikum weiterhin in kommunaler Verantwortung zu halten und gleichzeitig eine hochwertige Medizin im Kreis sicherzustellen.“

Am Dienstag, 18. April 2023 wurden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Klinikums im Rahmen einer Gesamtmitarbeiterversammlung in der Stadthalle Balingen von der Geschäftsführung im Beisein von Landrat Pauli und Vertretern des Aufsichtsrates über die geplante Strukturanpassung informiert. Die Belegschaft hatte dabei auch ausführlich die Gelegenheit, Fragen zu stellen.

Der Vorsitzende Geschäftsführer Dr. Gerhard Hinger ermutigte die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die anstehenden Veränderungen als Chance zu verstehen und konstruktiv mitzuwirken. „Wir brauchen Sie als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“  Die Entscheidung zur Veränderung sei getroffen, jetzt gelte es, den Weg gemeinsam zu gestalten.